Gleich zwei Konzepte für geteilte Mobilität vor der Umsetzung – weiterer Baustein für die Mobilitätswende
Die Stadt Frankfurt am Main will in den kommenden fünf Jahren rund 950 Mobilitätsstationen unterschiedlicher Größe einrichten. Die physischen Verknüpfungspunkte bündeln verschiedene nachhaltige Verkehrsmittel innerhalb des öffentlichen Verkehrsnetzes an einem Standort, Ergänzt wird das Angebot durch ein deutlich erweitertes CarSharing-Angebot.
„Menschen ändern ihr Mobilitätsverhalten nur, wenn ein gut funktionierendes und flächendeckendes Angebot vorhanden ist“, erklärt Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert. „Mit anwenderfreundlichen Mobilitätsstationen vereinfachen wir den Wechsel von einem Verkehrsmittel zum anderen, etwa von der Bahn aufs Lastenrad, den E-Roller oder aufs Leihauto. Damit fördern wir nachhaltige ‚Shared Mobility‘-Angebote und sorgen für mehr Ordnung im begrenzten öffentlichen Verkehrsraum – trotz der vielen verschiedenen Verkehrsmittel“.
Heiko Nickel, Leiter Strategische Verkehrsplanung im Mobilitätsdezernat, ergänzt: „Mit den Mobilitätsstationen und den CarSharing-Angebot setzen wir einen weiteren Baustein des Masterplan Mobilität um. Die Maßnahmen der Teilstrategie ‚Intermodale und regionale Vernetzung‘ sollen dazu beitragen, Mobilität ohne eigenes Auto auch außerhalb der Frankfurter Innenstadt möglich zu machen.“
Bedarfsgerechte Angebote an Mobilitätsstationen
Im Bahnhofsviertel und der Innenstadt können die Frankfurterinnen und Frankfurter schon seit der Fußball-Europameisterschaft einen kleinen Eindruck bekommen, welche Vorteile Mobilitätsstationen haben: E-Scooter stehen oder liegen nicht mehr wild verstreut auf Fußwegen herum, sondern können nur noch auf markieren sowie digital „eingezäunten“ Parkplätzen abgestellt werden. Und die Nutzerinnen und Nutzer können durch die festen Abstellflächen bei Bedarf auch einfacher ein Fahrzeug finden.
Das ist, im Kleinen, das Prinzip der Mobilitätsstationen: Vor allem Angebote der so genannten „geteilten Mobilität“ (Car-, Bike- und Scooter-Sharing) werden neu strukturiert, geordnet und miteinander verknüpft. Ergänzt werden sie um Fahrradstellplätze und weitere infrastrukturelle Angebote. Die Dimensionierung der Stationen und das verfügbare Verkehrsangebot sollen dabei dem Bedarf entsprechend umgesetzt werden. Geplant sind drei unterschiedlich große Versionen. Kleinere Mobilitätsstationen benötigen etwa die Fläche eines öffentlichen Parkplatzes, der zur Mobilitätsstation umgewidmet wird. Hier ist Platz für Miet-Fahrräder und E-Scooter, optional kann es auch Abstellvorrichtungen für private Zweiräder geben. Über 500 Stationen dieser Art sollen in der Innenstadt, in innenstadtnahen Bereichen und in den Stadtteilzentren Höchst, Berger Straße, Leipziger Straße und Schweizer Straße geschaffen werden. Auch im übrigen Stadtgebiet können diese Stationen bei Bedarf errichtet werden, wenn die Situation vor Ort dies erforderlich macht, denn im Umkreis von einhundert Metern können die Mietfahrzeuge nicht mehr abgestellt werden – störend oder auch gefährdend abstellte E-Scooter werden damit weitgehend der Vergangenheit angehören.
Größere Mobilitätsstationen sollen mit fast 450 Exemplaren an Haltestellen des Nahverkehrs, in Wohnquartieren sowie an Außenästen des Schienenverkehrs und an Schienenknotenpunkten eingerichtet werden. Ausgenommen werden die Innenstadt und die bereits genannten Stadtteilzentren. Ergänzend zum kleineren Stationsmodell sollen hier auch nachfragegerecht CarSharing-Autos zur Verfügung stehen. Ziel dabei ist es, ein flächendeckendes, den ÖPNV ergänzendes sowie räumlich vernetztes Mobilitätsangebot verfügbar zu machen und so die nachhaltige Mobilität im Stadtgebiet zu stärken.
Die Realisierung der Mobilitätsstationen ist auf dem Weg
Die städtische Nahverkehrsgesellschaft traffiQ setzt die Mobilitätsstationen in Zusammenarbeit mit dem Straßenverkehrsamt und dem Amt für Straßenbau und Erschließung und weiteren Partnern um.
Die Regulierung von E-Scootern und Leihfahrrädern durch Sondernutzungserlaubnisse ist erfolgt. Die ersten Erfahrungen im Bahnhofsviertel und der Innenstadt sind positiv. Die Einrichtung erster Pilotstationen plant traffiQ noch für das Jahr 2024. Vollständig umgesetzt sein soll das Konzept der Mobilitätsstationen, das sich dynamisch weiter entwickeln wird, bis zum Jahr 2029.
traffiQ-Geschäftsführer Prof. Dr.-Ing. Tom Reinhold bilanziert: „Die Möglichkeiten nachhaltiger Mobilitätsformen werden besser miteinander verknüpft und im Anschluss an die ÖPNV-Nutzung zuverlässige Angebote der Mikromobilität für die ‚letzte Meile‘ geschaffen. Das gute und dichte Frankfurter Nahverkehrsangebot, das wir über die Mobilitätsstationen weiter in die Stadt vernetzen, gewinnt damit noch mehr an Attraktivität.“
CarSharing kommt in die Stadtteile
Darüber hinaus richtet das Straßenverkehrsamt neue CarSharing-Stationen an wichtigen Standorten ein: an den neuen Mobilitätsstationen, an wichtigen Stationen des Nahverkehrs und in dicht besiedelten Wohngebieten. „Wir wollen ein CarSharing-Auto pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohnern zur Verfügung stellen. Kurzfristiges Ziel ist es, die CarSharing-Flotte im gesamten Stadtgebiet von aktuell 550 auf 760 Fahrzeuge zu erhöhen“, erklärt Jens Wöbbeking, Leiter Strategische Mobilitäts- und Verkehrsplanung im Straßenverkehrsamt. Die Zuteilung der Stationen an interessierte und geeignete CarSharing-Unternehmen erfolgt dabei in Bündeln, bestehend aus attraktiven und weniger nachgefragten Lagen, um künftig auch in den äußeren Stadtteilen ein Grundangebot bereitzustellen. Das Zuteilungsverfahren wird noch 2024 durchgeführt, erste Stationen werden voraussichtlich im Frühjahr 2025 sichtbar und bis Ende des Jahres 2025 soll das stadtweite Carsharing-Grundangebot umgesetzt sein. Abhängig von der Nachfrage wird das Angebot langfristig weiter ausgebaut.