Machbarkeitsstudie wird vergeben
Das Projekt einer Straßenbahn von Neu-Isenburg über Dreieich nach Langen kommt einen wichtigen Schritt voran: Am 11. März 2022 unterzeichneten Vertreter der drei Städte und der Stadt Frankfurt am Main die Vereinbarung für eine Machbarkeitsstudie. Sie soll bis Mitte 2024 fundierte Erkenntnisse über Trassenführung, Fahrgastzahlen, Kosten und Fördermöglichkeiten liefern. Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann, die Bürgermeister der drei Städte, Martin Burlon (Dreieich), Herbert Hunkel (Neu-Isenburg), Prof. Dr. Jan Werner (Langen) und der Frankfurter Dezernent für Mobilität, Stefan Majer, sehen nun deutlich die Chance, den umweltfreundlichen öffentlichen Nahverkehr im Westkreis Offenbach attraktiv auszubauen.
Im vergangenen Jahr war eine Potenzialstudie zu dem Ergebnis gekommen, dass die Straßenbahnverlängerung ein erfolgversprechendes Projekt ist. Die Gutachter stellten in der Studie fest, dass die geplante Trasse der Straßenbahn realisierbar ist. Als nächsten Schritt empfiehlt die betreuende Frankfurter Nahverkehrsgesellschaft traffiQ eine vertiefende Machbarkeitsstudie mit einer fundierten Nutzen-Kosten-Untersuchung, von deren Ergebnis am Ende die Bereitstellung von Fördermitteln durch Bund und Land abhängt. Es bestehen nach Einschätzung der Gutachter gute Chancen, die Förderfähigkeit zu erreichen.
Diese Machbarkeitsstudie kann nun in Auftrag gegeben werden. Sie umfasst verkehrliche, städtebaulich-gestalterische und wirtschaftliche Belange. Sie wird Lösungsvorschläge insbesondere für die Ortskerne, die großen Kreuzungen und die Querung der Dreieichbahn entwickeln. In Sondermodulen werden die Anbindung an den Langener Bahnhof untersucht sowie eine Variante, bei der die Straßenbahn einen Endpunkt nördlich des Dreieicher Ortszentrums erhält.
Von der Straßenbahnverbindung können rund 130.000 Einwohnerinnen und Einwohner sowie etwa 90.000 Arbeitsplätze in den drei Kommunen profitieren. Die tägliche Fahrgast-Nachfrage auf der bestehenden Strecke, die bislang an der Frankfurter Stadtgrenze zu Neu-Isenburg endet, würde durch die Verlängerung auf das Dreifache gegenüber heute ansteigen. Die Gutachter der Potenzialstudie rechneten mit rund 5.000 Neukunden täglich. Weit über 50.000 Pkw-Kilometer könnten so am Tag eingespart werden. Weitere gut 4.000 Fahrgäste würden von der an den westlichen Ortsteilen verkehrenden S-Bahn zur Straßenbahn wechseln, was zu einer Entlastung der stark nachgefragten S-Bahn-Verbindung Richtung Darmstadt beiträgt.
Ökologische Bewältigung des Verkehrs
Für die vier Partner spielt die ökologische Bewältigung des Verkehrs im Ballungsraum Rhein-Main eine wichtige Rolle: „Eine Straßenbahnverbindung von Frankfurt über Neu-Isenburg bis nach Dreieich und Langen kann ein zukunftsweisendes Angebot für die vielen Pendlerinnen und Pendler sein, die heute täglich im Westkreis Offenbach unterwegs sind oder von dort nach Frankfurt fahren. Dieses e-mobile Angebot wird auch die Luftreinhalteziele der Stadt Frankfurt enorm unterstützen“, erklären die Stadtoberhäupter gemeinsam.
Die Kosten für die Machbarkeitsstudie belaufen sich voraussichtlich auf 360.000 Euro, die zu gleichen Teilen von den vier Partnerkommunen getragen werden. Die Federführung liegt bei der städtischen Frankfurter Nahverkehrsgesellschaft traffiQ. Beteiligt ist ferner die kvgOF, die Nahverkehrsgesellschaft des Kreises Offenbach.
Zitate
Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main
„Die Straßenbahn ist als modernes Verkehrsmittel aus Frankfurt nicht wegzudenken. Ohne die Tram sind insbesondere unsere ehrgeizigen Klimaziele nicht zu erreichen. Und Klima - das hört an der Stadtgrenze nicht einfach auf. Umso mehr, freut es mich, dass unsere südlichen Nachbarkommunen sich jetzt mit Nachdruck auf den Weg machen, auch von diesem umweltfreundlichen Verkehrsmittel zu profitieren. Klare Ansage: Wir wollen damit 50.000 Pkw-Kilometer pro Tag einsparen.“
Martin Burlon, Bürgermeister der Stadt Dreieich
„Ohne einen attraktiven Nahverkehr in der Region, bei dem die Straßenbahn eine ganz wesentliche Rolle spielt, werden wir die Herausforderungen der Mobilitäts- und Klimawende nicht bewältigen können. Zudem bringt eine Verlängerung der Straßenbahn die Menschen entlang der Strecke im wahrsten Sinne des Wortes noch rascher zusammen – schnellen, kraftfahrzeugfreien Fahrten zwischen den Kommunen gehört die Zukunft, und die Tram ist ein Teil davon.“
Herbert Hunkel, Bürgermeister der Stadt Neu-Isenburg
„Je attraktiver die öffentlichen Verkehrsmittel sind, desto mehr Menschen werden sie auch nutzen. Davon bin ich überzeugt. Mit der Verlängerung der Straßenbahn bis nach Langen und mit der Regionaltangente West schaffen wir gute Voraussetzungen für mehr Klimaschutz und eine bessere Lebensqualität in Neu-Isenburg. Darüber hinaus stärkt die Straßenbahn als Frequenzbringer den Neu-Isenburger Einzelhandel in der Innenstadt.
Prof. Dr. Jan Werner, Bürgermeister der Stadt Langen
„Die Einwohnerzahl Langens wird in den kommenden Jahren durch zahlreiche Neubauvorhaben stark steigen. Zudem entsteht gerade ein neuer Technologiepark mit vielen Arbeitsplätzen. Deshalb ist es erforderlich, die Verkehrsströme auf möglichst viele Mobilitätsangebote zu verteilen. Dabei ist die Straßenbahn als klimafreundliches Verkehrsmittel ein wichtiger und zukunftsweisender Faktor. Ein weiterer positiver Aspekt für die Bevölkerung, der für die Trasse spricht, ist eine verbesserte Anbindung der drei Städte im Westkreis Offenbach an die Asklepios Klinik Langen.
Stefan Majer, Dezernent für Mobilität und Gesundheit der Stadt Frankfurt am Main
„Wer hätte noch vor einem Jahrzehnt geglaubt, dass über eine Straßenbahnverlängerung über Neu-Isenburg und Dreieich bis nach Langen ernsthaft nachgedacht worden wäre? Die Zeit ist reif dafür, dass die Pendlerhauptstadt Frankfurt partnerschaftlich mit ihren Nachbargemeinden die großen Verkehrsprobleme angeht. Die Straßenbahn als attraktives Verkehrsmittel bringt Entlastungen für die Menschen, die in der Bahn sitzen und die an ihr wohnen. Sie wird die Attraktivität der Stadtzentren stärken. Und sie wird ein deutlicher Beitrag zum Klimaschutz sein.“
Dr.-Ing. Tom Reinhold, Geschäftsführer, traffiQ Frankfurt am Main
„Für die Fahrgäste entstehen schnelle und umsteigefreie Verbindungen, die sie direkt in die Zentren der drei Städte im Westkreis Offenbach und nach Frankfurt bringen. Davon werden alle profitieren.“