traffiQ will Nutzung von Bus und Bahn steigern
- EU fördert Frankfurter Projekte mit rund 600.000 Euro
Mit rund 600 000 Euro unterstützt die Europäische Union Projekte von traffiQ, die der Förderung klimafreundlicher Mobilitätsangebote dienen. „Über drei Jahre wird traffiQ mit wissenschaftlicher Begleitung Möglichkeiten untersuchen, den Zugang zu Bussen, Bahnen und anderen umweltfreundlichen Verkehren leichter und attraktiver machen - und dies in Zusammenarbeit mit zehn europäischen Partnern“, erklärt Dr. Hans-Jörg v. Berlepsch, Geschäftsführer von traffiQ. „Unsere Ergebnisse stehen anschließend den Projektpartnern und anderen Akteuren im Mobilitätsmanagement in ganz Europa zur Verfügung.“
Neben traffiQ beteiligen sich aus Deutschland auch die Lokale Nahverkehrsorganisation Offenbach und die Stadt Pirmasens an dem Projekt.
Dr. Johannes Theißen, der Projektleiter bei traffiQ, beschreibt das Ziel, das traffiQ innerhalb des internationalen Teams bearbeitet: „Wir wollen für die Menschen Hindernisse aus dem Weg räumen. Ziel ist es, ihre Mobilitätsgewohnheiten zu verändern und sie zu gewinnen, sich auf neue, bislang unvertraute Wege einzulassen und diese häufiger zu Fuß, mit dem Rad oder mit Bus und Bahn zurückzulegen.
Baustein 1: Mobilitätsberatung und aktiver Kundendialog
In individueller Beratung sieht traffiQ große Chancen, mehr Menschen an den umweltfreundlichen öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu binden. Sie sollen dann angesprochen werden, wenn sie für Verhaltensänderungen offen sind. So ist vorgesehen, jährlich mehrere tausend Haushalte von Neubürgern individuell damit vertraut zu machen, welche Möglichkeiten ihnen das Frankfurter Nahverkehrsnetz bietet oder wie sich das ganz einfach mit anderen Mobilitätsangeboten (Fahrrad, Car-Sharing) verbinden lässt. Auch die schulischen Beratungs- und Informationsangebote von traffiQ werden erweitert.
Baustein 2: integrierte Mobilitätsprodukte
Auf Basis eines Nahverkehrsabonnements werden weitere Mobilitätsdienstleistungen (Freizeittipps zu Fuß, Fahrradservice, Bahn-Card, Carsharing, …) als „All-Inclusive-Paket“ bereitgestellt und mit Pilotkunden (auch kleinere und mittelgroße Firmen) in Frankfurt getestet. Dazu gehört auch die Entwicklung und Evaluation von neuen Preismodellen für solche Leistungen und die Erarbeitung von Kostenmodellen der beteiligten Dienstleister.
Baustein 3: Fahrkarte ganz einfach
Hier setzt traffiQ in Zusammenarbeit mit weiteren regionalen Partnern auf bisher entwickelten Ansätzen innovativen Vertriebs- und Fahrgeldmanagements auf. Erfolgversprechende Medien wie z.B. das Handy zum Fahrkartenkauf sowie Ansätze zur Fahrtan- und -abmeldung sollen getestet und bewertet werden. Ziel ist es, den Erwerb des Tickets für den Fahrgast so unkompliziert wie möglich zu gestalten und damit Hemmschwellen zur ÖPNV-Nutzung abzubauen.
Baustein 4: Fahrplan in Echtzeit für unterwegs
Reicht die Zeit bis zur nächsten Bahn, um noch schnell Brötchen zu kaufen? Wenn der Fahrgast dort, wo er sich gerade befindet, die aktuelle ÖPNV-Information bekommt, kann er seine Zeitplanung darauf ausrichten. Dafür reichen Aushangfahrpläne nicht aus, der Fahrplan muss in „Echtzeit“ dargestellt sein, also etwa auch Verspätungen wegen Stau oder Unfall berücksichtigen. traffiQ will Anzeigen für so genannte „Ist-Fahrpläne“ in Einkaufszentren, Krankenhäusern und anderen Orten mit hoher Publikumsfrequenz entwickeln und bewerten. Ergänzt werden soll dieser Informationskanal durch Echtzeit-Fahrpläne, die von individuellen Medien wie zum Beispiel dem Handy, abrufbar sind.
„Mit diesen Maßnahmen ergänzen wir das Nahverkehrsangebot und erweitern den Anteil nachhaltiger Mobilität in Frankfurt am Main“, meint Dr. v. Berlepsch.
Das EU-Projekt: Improving Connectivity and Mobility Access
Das Projekt, an dem traffiQ beteiligt ist, trägt den Namen ICMA (Improving Connectivity and Mobility Access, zu deutsch: Verbesserung von Anschluss- und Zugangsmöglichkeiten zu Mobilität). Es hat eine Laufzeit von drei Jahren und ist Teilprojekt des auf Nordwesteuropa begrenzten Programms INTERREG IVB der Europäischen Union. Innerhalb dieses Programms werden Projekte gefördert, die das Zusammenwachsen Europas unterstützen, indem sie beispielsweise durch verbesserten Zugang zum ÖPNV oder transparente Preis- und Kostenmodelle im öffentlichen Verkehr räumliche oder soziale Unterschiede innerhalb der EU vereinheitlichen.
Mit dem Anspruch, „Mobilitätslücken“ für speziell ausgewählte Zielgruppen zu schließen und den Nahverkehr so einfach und so attraktiv wie möglich zu machen, arbeiten im Rahmen von ICMA insgesamt elf Partner aus sieben nordwesteuropäischen Ländern zusammen. Jeder der Partner hat dabei einzelne, lokalspezifische Projekte identifiziert, um die Situation des Nahverkehrs vor Ort - und damit die individuelle Mobilität jedes einzelnen Bürgers – zu verbessern. Die Leitung des Gesamtprojektes hat der Aufgabenträger des lokalen Nahverkehrs im Großraum Manchester in Großbritannien. Insgesamt hat ICMA ein Projektvolumen von 7,324 Millionen Euro. Hiervon entfallen auf Frankfurt am Main etwa 1,2 Millionen Euro, von denen die EU 50 Prozent trägt.
Nach der Auftaktveranstaltung im November 2008 in Manchester trafen sich in der vergangenen Woche alle Partner im schottischen Aberdeen zur ersten Arbeitssitzung. Hier wurde vor allem die Zusammenarbeit organisiert, denn Ziel des Programms ist es, sich fachlich über nationale Grenzen hinweg auszutauschen und voneinander zu lernen. Außerdem sollen gemeinsam innovative Lösungswege für Probleme gefunden werden, die mehrere Mitgliedsstaaten beschäftigen und deren Ergebnisse in andere Mitgliedsstaaten, Regionen und Gebietskörperschaften weiter getragen werden können.
Projektteilnehmer
Aktuell sind Teilnehmer aus folgenden Ländern im Gesamtprojektteam vertreten: Deutschland (Offenbach, Frankfurt und Pirmasens), Belgien (Genk), Niederlande (Dordrecht), Großbritannien (Manchester, Aberdeen, Glasgow/Stockport), Schweiz (Thun), Luxemburg und Frankreich (Pays de la Loire, Nantes).