Sprechergremium präsentiert Leitlinien
- Verkehrsdezernent Sikorski: Impulse für Frankfurts Nahverkehr
Mit der Verabschiedung von Leitlinien zur Qualifikation des Fahrpersonals und der Ausstattung von Fahrzeugen im Frankfurter Nahverkehr beendet der Fahrgastbeirat seine dritte, auf jeweils vier Jahre festgelegte Arbeitsperiode. Beirats-Sprecher Michael Schmidt, seit der Gründung im Jahr 1998 dabei, zieht zufrieden Bilanz der zurückliegenden vier Jahre: „So eine konzentrierte, themenorientierte Arbeit hat es im Fahrgastbeirat zuvor nicht gegeben. Mit den beiden Leitlinien setzt der Frankfurter Fahrgastbeirat Standards und definiert klar seine Erwartungen an den städtischen Nahverkehr“.
Für Verkehrsdezernent Lutz Sikorski ist der Fahrgastbeirat nach zwölf Jahren unverzichtbar geworden: „Der Fahrgastbeirat gibt wichtige Impulse für die kundenfreundliche Weiterentwicklung unserer Busse und Bahnen. Die jetzt vorliegenden Leitlinien sind meines Wissens in ganz Hessen einmalig“.
Fahrpersonal: Schulungen als Schlüssel
Beide Leitlinien versteht der Fahrgastbeirat als Festschreibung bestehender Standards und als Forderungskatalog an traffiQ und die Verkehrsunternehmen. „Gerade in der Fahrzeugausstattung haben wir in den vergangenen Jahren eine Menge erreicht, das wollen wir sichern“, meint Petra Rieth, ebenfalls Sprecherin des Fahrgastbeirats. „Es lässt sich aber, besonders bei der Qualifikation des Fahrpersonals, noch viel mehr tun“. Verbesserungen verspricht sich der Fahrgastbeirat vor allem von intensiveren kundendienstlichen Schulungen. Ein attraktiver Nahverkehr ist aus Sicht des Fahrgastbeirats auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit hoher sozialer und fachlicher Kompetenz angewiesen und hat daher große Ansprüche an die Fahrerinnen und Fahrer. Sie sollen durch traffiQ (Vorgabe von Schulungsstandards und deren Überprüfung) und die Verkehrsunternehmen (Motivation und Unterstützung) die notwendige Hilfestellung erhalten. „Die meisten Fahrerinnen und Fahrer machen einen guten Job – das zeigt ja auch die durch uns angestoßene Kampagne ‚Frankfurts freundliche Fahrer’“, stellt Petra Rieth fest. „Wir wollen, dass sie mit Hilfestellung durch traffiQ und die Verkehrsunternehmen zu richtigen Servicemitarbeiterinnen und Servicemitarbeitern werden.“
Fahrzeuge: Viel erreicht
Die Leitlinien zur kundenfreundlichen Ausstattung von Bussen und Bahnen sind die Weiterentwicklung eines bereits früher vom Fahrgastbeirat erstellten Thesenpapiers. „Auf dieser Basis haben wir in den vergangenen Jahren die größten Fortschritte erzielt“, freut sich Dieter Laubrecht, dritter Sprecher des Fahrgastbeirats. „Besonders bei der Entwicklung des neuen U-Bahn-Wagens ist der Fahrgastbeirat frühzeitig und konsequent einbezogen worden, so dass der neue Wagen fast 100-prozentig unseren Vorstellungen entspricht“. Das gilt auch für die zuletzt beschafften Busse: „Wir haben für die Fahrzeugausstattung gezielt die Perspektive von in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen zugrunde gelegt“, erklärt Laubrecht. „Denn was für diese – von Eltern mit Kinderwagen bis zu älteren Menschen – teilweise zwingend notwendig ist, hilft auch allen anderen Fahrgästen.“ Ein regelmäßiges Ärgernis für den Fahrgastbeirat ist es, wenn Design vor Kundenfreundlichkeit geht. So verwenden gerade Bushersteller gerne gewölbte, großflächige Windschutzscheiben, hinter denen auch die Fahrtzielanzeige angebracht ist. Durch die Wölbung kommt es jedoch häufig zu Spiegelungen, so dass für die Fahrgäste das Fahrtziel nicht mehr erkennbar ist.
Vielfältiger Einfluss auf Frankfurter Nahverkehr
Neben den Leitlinien hat der Fahrgastbeirat in den vergangenen Jahren vielfach seinen Einfluss auf den Frankfurter Nahverkehr geltend gemacht. In zahlreichen Arbeitsgruppen hat er bei der Weiterentwicklung des Nahverkehrsplans, bei der Entwicklung der Haltestellenpläne und neuer Linienkonzepte sowie ganz konkret durch Anregungen für Linien- und Fahrplanänderungen mitgewirkt. „Wir haben allerdings auch lernen müssen, dass es für Änderungen zumeist einen langen Atem braucht“, fasst Michael Schmidt die Arbeit des Fahrgastbeirats zusammen. „Das Anbringen neuer, besser lesbarer Zielschilder an den Haltestellen kommt nur stückweise voran und in den Umbau der für alle mobilitätseingeschränkten Menschen unzumutbaren abgepollerten Haltestellen ist erst durch Initiative des Verkehrsdezernenten Bewegung gekommen.“
Insgesamt blickt der Fahrgastbeirat jedoch zufrieden auf die vergangenen vier Jahre zurück. „Wir haben manches erreicht, vieles in Bewegung gesetzt und mit unseren Leitlinien Pflöcke eingeschlagen, die dem Fahrgastbeirat auch in Zukunft nutzen werden“, bilanziert Dieter Laubrecht. Sprecherin Petra Rieth ergänzt: „Wir werden von traffiQ und den Verkehrsunternehmen ernst genommen und eingebunden – was sicher daran liegt, dass wir keine Forderungen aus dem ‚Wolkenkuckucksheim’ stellen, sondern konstruktiv und pragmatisch nach besseren Lösungen für die Fahrgäste suchen.“
Der Pressesprecher von traffiQ und Koordinator des Fahrgastbeirats, Klaus Linek, bestätigt gerne die gute und hilfreiche Arbeit des Fahrgastbeirats. „Für traffiQ, so Linek, „ist der Fahrgastbeirat heute ein kritischer Begleiter, der ergebnisorientiert zu einem kundengerechteren Nahverkehr beiträgt. Viele unserer Vorhaben sind durch die Hinweise des Fahrgastbeirats neu justiert worden und viele Schwachpunkte konnten wir schon im Vorfeld durch die Beratung mit den Kundenvertretern beheben. Im Ergebnis war die Qualität unserer Arbeit damit besser.“
Verkehrsdezernent Lutz Sikorski dankt den Sprechern des Fahrgastbeirats stellvertretend für das ganze Gremium für die geleistete Arbeit der vergangenen vier Jahre. „Es ist nicht selbstverständlich, sich ehrenamtlich für eine Sache zu engagieren, deren Erfolge häufig erst langfristig zu erkennen sind – umso wertvoller ist der Einsatz aller Mitglieder des Fahrgastbeirats. Sie tragen bei zu einem attraktiveren Nahverkehr und damit zu einer lebenswerteren, umweltfreundlicheren Stadt Frankfurt am Main“.
Die Sprecher
Dieter Laubrecht
Als Vertreter der nicht organisierten Fahrgäste ist Dieter Laubrecht (59) im Jahr 2003 in den Fahrgastbeirat nachgerückt. 2006 fiel das Los erneut auf ihn, zugleich wurde er zum Sprecher des Fahrgastbeirats gewählt. Der Berufsschullehrer bringt seine eigenen Erfahrungen als täglicher Nutzer von Bussen und Bahnen ein und kennt natürlich auch die Probleme, die seine Schülerinnen und Schüler im öffentlichen Nahverkehr bewegen.
Petra Rieth
Die 53-jährige vertritt die Frankfurter Behinderten-Arbeitsgemeinschaft (FBAG) im Fahrgastbeirat seit dessen Gründung. 2002 wurde sie erst-mals zur Sprecherin des Gremiums gewählt. Die Sozialarbeiterin ist aus gesundheitlichen Gründen in Frührente und engagiert sich, selbst auf den Rollstuhl angewiesen, seit über einem Vierteljahrhundert in der Behindertenbewegung.
Michael Schmidt
Für den alternativen Verkehrsclub Deutschland (VCD) sitzt Michael Schmidt ebenfalls bereits seit 1998 im Fahrgastbeirat und fungiert seit 2002 als einer der Sprecher. Sein Engagement für den Nahverkehr entdeckte der 42-jährige Leiter des Ordnungs- und Umweltamtes
Egelsbach in den 80-er Jahren, als die Stadt Frankfurt – letztlich vergebens – versuchte, die schienenfreie Innenstadt umzusetzen.
Der Fahrgastbeirat
Den Fahrgastbeirat Frankfurt gibt es seit Mai 1998. Das zwanzigköpfige, ehrenamtliche Gremium trifft sich mindestens viermal jährlich, um fahrgastrelevante Themen gegenüber traffiQ und den Verkehrsunternehmen zu vertreten. Sei es die Einrichtung und Ausstattung von Haltestellen, Sicherheitsaspekte im öffentlichen Nahverkehr, kritische Fragen zu Takten und Linienwegen oder die Ausstattung neuer Fahrzeuge: Der Fahrgastbeirat ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Kunde und Dienstleister. Er vertritt die Interessen der Fahrgäste und weist auf Probleme und Schwachstellen hin. In die Diskussion neuer Projekte wird er von traffiQ weitest möglich eingebunden.
Da im Fahrgastbeirat möglichst unterschiedliche Nutzergruppen vertreten sein sollen, besteht das Gremium je zur Hälfte aus Vertretern von Verbänden oder Organisationen und aus Nutzern von Bussen und Bahnen. Zehn Mitglieder sind Fahrgäste, die ihr Interesse über ein Ausschreibungsverfahren bekundet haben und über ein Losverfahren für den Fahrgastbeirat ausgewählt wurden. Weitere zehn Mitglieder sind von verschiedenen Organisationen delegiert. Entsprechend treffen im Fahrgastbeirat teilweise sehr unterschiedliche Einzelinteressen aufeinander, die gegenüber den Verkehrsgesellschaften zu gemeinsamen Zielen gebündelt werden müssen.
Als beratendes Gremium, das bei traffiQ eingerichtet ist, wirkt der Fahrgastbeirat in der Regel nicht nach außen. Er erreicht seine Ziele durch sachkundige Beiträge gegenüber traffiQ und auf diesem Wege auch gegenüber den Verkehrsunternehmen.
Der Fahrgastbeirat konstituiert sich turnusmäßig alle vier Jahre neu, Ende dieses Jahres läuft die derzeitige Arbeitsperiode aus.
Folgende Organisationen sind im Fahrgastbeirat vertreten:
>> Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC)
>> Allgemeiner Studierendenausschuss (AStA) der Goethe-Universität
>> Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)
>> Feministische Organisation von Planerinnen und Architektinnen Rhein-Main
>> Frankfurter Behindertenarbeitsgemeinschaft (FBAG)
>> Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main (IHK)
>> Pro Bahn Hessen
>> Seniorenbeirat der Stadt Frankfurt am Main
>> Stadtelternbeirat Frankfurt am Main (StEB)
>> Verkehrsclub Deutschland (VCD)