Nahverkehr im Wert von 545 Millionen Euro
Die städtische Nahverkehrsgesellschaft traffiQ Frankfurt am Main hat jetzt ihren Geschäftsbericht 2014 vorgelegt. Die Gesellschaft, die sich zu 100 Prozent in direktem städtischem Eigentum befindet, handelt als Aufgabenträgerorganisation der Stadt Frankfurt am Main gemäß dem Hessischen ÖPNV-Gesetz. „Wir verantworten für die Stadt den gesamten öffentlichen Nahverkehr mit U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen, wobei ein Volumen an Erträgen und Aufwendungen in Höhe von rund 545 Millionen Euro durch unsere Bücher fließt“, erklärt Geschäftsführer Dr. Hans-Jörg v. Berlepsch. „Fast 215 Millionen Fahrten führten die Kunden von traffiQ im vergangenen Jahr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch. Damit konnte ein vorläufiger neuer Höchststand erreicht werden“.
Breites Aufgabenspektrum „hinter den Kulissen“
Das Aufgabenspektrum der rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Nahverkehrsgesellschaft ist breit: Bekanntheit erlangt die Gesellschaft vor allem durch die Mobilitätszentrale „Verkehrsinsel“ an der Frankfurter Hauptwache, in der seit 1997 Verkehrsmittel übergreifende Mobilitätsberatung geboten wird. Die Schwerpunkte der Arbeit finden jedoch „Hinter den Kulissen“ – so auch das Leitthema des Geschäftsberichts – statt: Beratung der politischen Gremien, Planung des gesamten Frankfurter Nahverkehrs bis hin zum abgestimmten Fahrplan, zentrales Beschwerdemanagement, Marketing und Mobilitätsforschung und natürlich die Finanzierung im Geflecht zwischen Stadt, Land, Verkehrsverbund und beauftragten Verkehrsunternehmen.
Mehr und mehr Koordination und Netzwerkaktivitäten erwartet die Stadt Frankfurt am Main von ihrer Aufgabenträgerorganisation traffiQ. Erst jüngst war sie mit der Koordination des gesamten Verkehrs während des Tages der deutschen Einheit beauftragt. Auch für die Zeit der beiden Fußball-Weltmeisterschaften (2006 und 2011) hatte traffiQ sich in dieser Funktion für die Stadt bewährt.
Im gedruckten Teil des Geschäftsberichts zieht traffiQ die inhaltliche Bilanz des Jahres 2014. Dazu gehört neben den hohen Fahrgastzahlen die seit Jahren bundesweit überdurchschnittliche Zufriedenheit der Kunden. Dazu trägt auch das nach der Direktvergabe des U-Bahn und Straßenbahnverkehrs an die VGF im Jahr 2011 aufgebaute Qualitätsmanagement Schiene bei. Die fachlich kompetente Umsetzung des politischen Beschlusses, zukünftig ein Teil des Busverkehrs direkt zu vergeben, zeigt die Flexibilität des so genannten „Frankfurter Weges“, der auf eine handlungsstarke städtische Aufgabenträgerorganisation setzt. Mit der Netzplanung für den Ausbau des Nahverkehrs – hier am Beispiel der nach Neu-Isenburg verlängerten Linie 17 – und intelligenter, einheitlich vertakteter Fahrplanung besonders in Verkehrszeiten mit geringeren Fahrgastzahlen beweist traffiQ, dass der Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Kundenfreundlichkeit möglich ist. Dass traffiQ als Dienstleister für die Stadt auch abseits des klassischen Aufgabenprofils tätig ist, zeigt die Entwicklung des Leitkonzepts rund um den Fernbusbahnhof.
In gewisser Hinsicht ist traffiQ auch „Zukunftswerkstatt“ der Stadt Frankfurt in Sachen Nahverkehr und Mobilität: Seit dem letzten Jahr entwickelt die Nahverkehrsgesellschaft Strategien und Logistik eines nachhaltigen Mobilitätsmanagements für die Stadt.
Erträge und Aufwendungen in Höhe von 545 Millionen
Ganz klassisch gehören zu einem Geschäftsbericht auch finanzielle Daten und Fakten, die auf einer eigenen CD beigefügt sind. So wurde in 2014 im Einnahmenmanagement von traffiQ über ein Volumen an Erträgen und Aufwendungen in Höhe von rund 545 Millionen Euro treuhänderisch Buch geführt, von denen nach Verrechnung der kassentechnischen Fahrgeldeinnahmen aller im lokalen Verkehr Frankfurts tätigen Verkehrsunternehmen (rund 252 Millionen Euro) in der Gewinn- und Verlustrechnung 293 Millionen Euro ihren Niederschlag finden.
Die Stadt steuerte zur Abdeckung der aus der Bestellung von Verkehrsleistung gegenüber Busverkehrsunternehmen, Gebietskörperschaften oder dem Rhein-Main-Verkehrsverbund resultierenden finanziellen Verbindlichkeiten einen Zuschuss in Höhe von 21,2 Millionen Euro bei.
Weiterhin finanzierte die Stadt Frankfurt am Main ihre Aufgabenträgerorganisation und damit das umfangreiche Aufgabenspektrum hinter den Kulissen mit knapp 8,9 Millionen Euro: Den eigenen Erträgen in Höhe von 10,6 Millionen Euro standen Aufwendungen von 19,5 Millionen Euro gegenüber, jeweils geprägt von der Tätigkeit als Infrastrukturdienstleister. Auf das Personal entfallen 26,6 Prozent des Aufwandes. Die Transferkosten bei der Vergabe der Verkehrsleistung im Wettbewerb und in der Direktvergabe samt Vertragscontrolling und Qualitätsmanagement betragen insgesamt nur etwa 250.000 Euro.
Aufgabenbedingt ist traffiQ auf Zuweisungen seiner Gesellschafterin angewiesen, die seit Jahren auf einem ähnlichen Niveau und auch in 2014 unterhalb des eingeplanten Soll liegen. Die Bilanzsumme zum 31. Dezember 2014 betrug 25,6 Millionen Euro und wird dominiert durch das zum Bilanzstichtag einzubeziehende Treuhandvermögen. Die Eigenkapitalquote beläuft sich auf knapp 1,0 Prozent - nach Bereinigung um das Treuhandvermögen 4,8 Prozent - und die unterjährige Liquidität war jederzeit gesichert.
Hohe städtische Kompetenz für den Nahverkehr
„Mit traffiQ hat die Stadt Frankfurt eine kompetente und handlungsstarke Einheit, die die Interessen der Stadt und der Fahrgäste wahrt“, fasst Geschäftsführer v. Berlepsch zusammen. „Sowohl die finanziellen als auch die rechtlichen Rahmenbedingungen im Nahverkehr bleiben allerdings schwierig“ Denn die Finanzsituation der kommunalen Haushalte ist weiterhin angespannt, eine Neugestaltung der Finanzierungsinstrumente innerhalb des RMV steht auf der Agenda, über die Regionalisierungsmittel für den Nahverkehr und das zuletzt bis 2019 befristete Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz ist erst kürzlich ein Kompromiss gefunden worden, auf den traffiQ über die Landesarbeitsgemeinschaft ÖPNV Hessen intensiven Einfluss genommen hat. Dennoch besteht weiterhin dringender Handlungsbedarf: „Steigende Kosten für neue Infrastruktur oder beim Lohn des Fahrpersonals im Frankfurter Nahverkehr sind auszugleichen, während es zunehmend schwierig wird, den Bestand zu sichern und gerade im Ballungsraum ausreichend qualifiziertes Personal zu finden“, so v. Berlepsch. „Steigende Fahrgastzahlen zeigen aber mehr als deutlich, dass der öffentliche Nahverkehr – gerade in einer wachsenden Stadt wie Frankfurt am Main – bei Infrastruktur und Leistungsangebot weiter ausgebaut werden muss - um auch in Zukunft die Mobilitätsansprüche der Menschen zu erfüllen, ohne die Lebensqualität in der Stadt einzuschränken oder den Wirtschaftsstandort zu beeinträchtigen.“
Geschäftsbericht 2014 zum Herunterladen (PDF, 12 MB)Diese Presse-Information zum Herunterladen (PDF, 0.2 MB)